Masterarbeit von Michelle Sanwald, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, zum Thema Konzeption von Bildungsangeboten – Eine Analyse von Resilienzberaterausbildungen.

Fazit und Ausblick

Im Bereich des Bevölkerungsschutzes wird die Bedeutung von Bildung als Instrument zur Vorbereitung und Bewältigung von Krisensituationen zunehmend betont, da sie als entscheidende Grundlage für die individuelle und kollektive Handlungsfähigkeit angesehen wird.

Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, bestehende Bildungsangebote und Ausbildungskonzepte zur Steigerung der Resilienz der Bevölkerung hinsichtlich ihrer Konzeption zu untersuchen. Zur Beantwortung wurde eine Literaturrecherche und eine systematische Dokumentenanalyse anhand der strukturierenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) durchgeführt.

Durch die Analyse konnten E-Learning-Kurse, interaktive Onlinespiele und Informationsmaterialien identifiziert werden, die von Institutionen wie den Sicherheitsinformationszentren, Die Helfer Wiens oder der Gesellschaft für Krisenvorsorge sowie von staatlichen Stellen wie der Federal Emergency Management Agency (FEMA) und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bereitgestellt werden. Darüber hinaus bietet das Medizinische Katastrophen-Hilfswerks Deutschland e.V. (MHW Deutschland) Selbsthilfekurse an, die praxisoriertierte Schulungen und realistische Szenarien nutzen, um Grundlagenkenntnisse im Umgang mit Krisensituationen zu vermitteln.

Die Bildungsstrategien im Bevölkerungsschutz zielen darauf ab, der Bevölkerung die notwendigen Kompetenzen und Fertigkeiten zu vermitteln, um in außergewöhnlichen Notlagen angemessen handeln und diese bewältigen zu können. Mithilfe von Bildungsangeboten und Ausbildungen im Bevölkerungsschutz soll die Bevölkerung befähigt werden, Risiken zu erkennen, sich auf potenzielle Krisensituationen vorzubereiten, sich im Eintrittsfall selbst zu schützen und gegenseitige Hilfe zu leisten, bis qualifizierte Hilfe eintrifft oder herausfordernde Umstände und Krisen bewältigt sind. Die identifizierten Bildungsangebote berücksichtigen dabei Lebens- und Verwendungssituationen, von allgemeinen Notlagen und Krisensituationen bis hin zu spezifischen Szenarien wie einem Blackout, wobei in allen Bildungsangeboten Themen des Selbstschutzes und der Selbsthilfe vor dem Hintergrund von Schadensereignissen vermittelt werden.

Die Bevölkerung kann als zentrale Informationsquelle das Internet nutzen. Hier sind vorrangig die Angebote des Internetauftritts des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu nennen.

Als ein zentrales Merkmal der Bildungsangebote wird die Anpassung an verschiedene Zielgruppen gesehen. Von frühkindlicher Bildung bis zu Erwachsenenbildung ist eine durchdachte Differenzierung erkennbar. So richten sich die Planung und Organisation der Lehrinhalte sowie die Methoden und Techniken, die verwendet werden, um diese Inhalte zu vermitteln grundsätzlich an der jeweils definierten Zielgruppe. In dieser Arbeit wurden sowohl Unterrichtsmaterialien als auch erlebnisorientierte Programme vorgestellt, durch die Kinder und Jugendliche spielerisch an grundlegende Themen im Bereich der Sicherheit herangeführt werden, wobei ein Schwerpunkt hier in der Integration der Themen in den Schulunterricht liegt. Dieser Ansatz reflektiert das Verständnis, dass die Förderung von Sicherheitsbewusstsein und Krisenvorsorge als lebenslanger Lernprozess betrachtet wird.

Im Rahmen dieser Arbeit wurden zudem Ausbildungskonzepte zur Vorbereitung der Bevölkerung auf Krisen recherchiert, zusammengetragen und systematisiert sowie analysiert. Die Analyse der Ausbildungskonzepte in Bezug auf ihre Lebens- und Verwendungssituation verdeutlicht, dass die Anwendungsfelder der identifizierten Ausbildungskonzepte vorrangig in zwei Bereichen verortet sind. Einerseits in der Stärkung der Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeiten und andererseits in der Vorbereitung auf Einsätze als ungebundene Helfer. So soll im Ausbildungskonzept für ungebundene HelferInnen (DRK, 2017) und im Curriculum für Pandemienotfallhelfer für die Vorbereitung auf Einsätze gelernt werden, während die anderen Ausbildungskonzepte den Schwerpunkt auf die private Krisenvorsorge und -bewältigung legen.

Die Lernziele und Qualifikationen der Ausbildungskonzepte konzentrieren sich darauf, die Teilnehmenden auf Krisensituationen vorzubereiten, wobei Unterschiede in den Schwerpunkten und Ausrichtungen der Lernziele sichtbar wurden. Die Bildungsziele reichen von einfachen Hilfeleistungen, dem Umgang mit Emotionen und Konflikten bis hin zu komplexen Selbsthilfekompetenzen, Notfallplanungen und speziellem Fachwissen. Diese Vielschichtigkeit der Lernziele spiegelt die unterschiedlichen Anforderungen der Krisenvorsorge und -bewältigung wider.

Die identifizierten Ausbildungskonzepte umfassen zudem verschiedene Methoden wie Diskussionen, Präsentationen, digitale Lernplattformen und praktische Übungen, die darauf abzielen, individuelle Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, um in Krisensituationen angemessen zu handeln und zur Gesamtsicherheit beizutragen.

In Bezug auf die Inhalte und Themen der identifizierten Ausbildungskonzepte zeigte sich, dass jede Ausbildung spezifische Inhalte hat, die auf die Lernziele und den Kontext des jeweiligen Ausbildungskonzepts abgestimmt sind. Durch die Analyse inhaltlicher Themenfelder konnten die Themen der persönlichen Notfallvorsorge wie die Vorratshaltung von Lebensmitteln und Wasser, die Zusammenstellung einer Hausapotheke, die Vorbereitung auf einen Stromausfall, die Aufbewahrung wichtiger Dokumente sowie die Aufrechterhaltung der Informationsfähigkeit in außergewöhnlichen Notlagen als wiederkehrende Inhalte identifiziert werden, die in den Ausbildungskonzepten unterschiedlicher Anbieter vorkommen.

Diese Arbeit trägt dazu bei, das Verständnis über die Konzeption von Bildungsangeboten und Ausbildungen zur Stärkung der Resilienz der Bevölkerung gegenüber Krisen zu vertiefen. Es wurde festgestellt, dass es abgesehen von Schulungen im Bereich der Ersten Hilfe nur wenige entsprechende Ausbildungen für die Bevölkerung gibt und es aus diesem Grund weiterer Forschung bedarf, um die Bildung der Bevölkerung in diesem Bereich voranzutreiben.